Heute habe ich ein Upcycling Projekt der besonderen Art für Euch.
Als wir beim Friseur waren hat mein 2 jähriger Sohn sich versehentlich in die Hose gemacht und ich hatte leider keine Wechselklamotten dabei. Glücklicherweise war die Friseuse total verständnisvoll und gab mir ein altes Handtuch, damit ich ihn wenigstens abtrocknen und ihm im Auto für die Heimfahrt im Kinderseitz etwas unterlegen konnte. Sie sagte sie brauche das Handtuch nicht wieder und ich solle es einfach weg schmeißen….
Ich brachte es aber irgendwie nicht fertig das Handtuch weg zu schmeißen, auch wenn es um den aufgestickten Schriftzug löchrig war und die Einfasskante am Rand sich schon auftrennte. Der Frottee an sich war noch in Ordnung und für irgendwas werde ich ihn bestimmt noch nutzen können. So lag es erstmal bei mir rum.
Nach ein paar Wochen kam mir dann schlagartig die Idee:
Ich mache aus dem Handtuch Babylätzchen! Frottee ist dafür ideal 🙂
Wie Ihr auf den Bildern sehen könnt, habe ich aus dem Handtuch zwei Lätzchen mit Schlupfloch für den Kopf in der Mitte zuschneiden können. Eins habe ich quer aus der rechten Handtuchhälfte zugeschnitten und das andere vertikal aus der linken Hälfte. Jedes Lätzchen ist 26 x 35cm groß. Die Ecken habe ich leicht abgerundet.
Das Schlupfloch hat einen Umfang von 42cm, damit es garantiert über den Kopf passt. Ich habe das sowohl an meinem 2 jährigen Sohn, als auch an meiner 7 Monate alten Tochter getestet und es im Zuschnitt extra noch einmal angepasst.
So ganz in schwarz wollte ich die Lätzchen nicht belassen, also suchte ich nach passenden Kontraststoffen und fand Orange und Grün schön. Beide Stoffe sind dezent gepunktet. Nun brauchte ich noch eine Idee für eine Applikation. Die Mickeymaus Kopfform war für mich schnell klar, diese hatte ich in der Vergangenheit schon ein paar Mal verwendet, sie ist einfach umzusetzen und macht was her. Die Idee für die Schleife fand ich im Netz über Pinterest. Leider funktioniert der Link zum Download der Grafik nicht, aber ich habe einfach das Bild vom Lätzchen vergrößert ausgedruckt und die Schleife so übernommen. Nachdem ich die Vorlagen für die Applikationn gedruckt, ausgeschnitten, Stoff auf Vliesofix gebügelt und schließlich das fertige Motiv ausgeschnitten und aufgebügelt hatte, konnte es endlich mit dem Nähen losgehen. Applikationen sind in der Herstellung meist sehr aufwendig und die einzelnen Schritte erfordern Geduld, aber es lohnt sich:
Als nächstes musste das Schlupfloch für den Kopf in der Mitte des Lätzchens mit einem dehnbaren Stoff versehen werden. Ich entschied mich für einen schwarzen Bündchenstoff. Dieser sollte im Ergebnis 2cm breit sein, da er doppelt liegt 2cm x2 (=4cm) plus 2cm Nahtzugabe macht eine Breite von insgesamt 6cm. Für die Länge habe ich den Umfang des Schlupfloches (42cm) mit 0,8 multipliziert, was 33cm ergibt. Im Stoffbruch habe ich also zwei Streifen à 6cm Breite x 17,5cm Länge zugeschnitten. An der schmalen Kante auf links zusammen genäht, gewendet und mit der langen Seite wie ein Beinbündchen an einer Pumphose angenäht.
Die Außenkante der Lätzchen wollte ich mit einem Schrägband versäubern. Im Umfang brauche ich für meine Lätzchen ein ca. 110cm langes Schrägband. Mein Schrägband soll aus dem gleichen Stoff wie die Applikation werden. Allerdings liegt mein Stoff nicht so breit, dass ich es diagonal zum Fadenlauf in einem Stück hätte zuschneiden können. Ich musste also zwischendurch ansetzen, was es für mich schwieriger machte. Denn beim Schrägband setzt man auch schräg an, d.h. mit einer diagonalen Naht statt mit einer geraden, da sonst beim Einfassen zu viele Stoffschichten aufeinander treffen und es einfach zu dick wird und damit nicht mehr gut nähbar ist. Ich habe es 3cm breit zugeschnitten, da ich eine finale Breite von 0,75cm am Lätzchen ausreichend finde. Der 3cm breit zugeschnittene Streifen wird zuerst in der Mitte (links auf links) gebügelt, damit ist er nur noch 1,5cm breit. Anschließend klappt ihr die gebügelte Falte wieder auf und bügelt die äußeren Kanten auf die Mitte (fertige Breite nach dem Bügeln ist wieder 1,5cm). Und zum Schluss bügelt Ihr nochmal alles in der Mitte (auf der zuerst gebügelten Kante) zusammen. Damit habt Ihr eine endgültige Breite des Schrägbandes von 0,75cm. Das Schrägband anfertigen hat also seine Zeit gedauert.
Das Schrägband wird auf einer Seite mit der aufgeklappten Kante rechts auf rechts auf die Außenkante des Lätzchens gesteckt und in der Bügelfalte angenäht. Anschließend wird es umgeschlagen und von der anderen Seite außen festgenäht. In der Theorie klingt das sehr einfach, aber man muss enorm aufpassen, dass man alles richtig einfasst. Da geht leicht was schief und ehrlich gesagt mach ich es nicht besonders gerne, weil es sehr aufwendig ist und die Naht mit der Maschine im Ergebnis bisher noch nie zu 100% perfekt bei mir war. Ich weiß manche steppen nicht mit der Maschine auf der anderen Seite ab, sondern vernähen es für ein schöneres Ergebnis mit der Hand. Mit der Hand nähe ich aber erst recht nicht gern. Für die 110cm ums Lätzchen fand ich mein Ergebnis mit der Maschine in Ordnung. Schließlich sind es Lätzchen. Die werden beschmiert und bekleckert was das Zeug hält.
Anfangs habe ich etwas mit mir gehadert, ob ich wirklich Lätzchen nähen soll. Ein bisschen Schade ist es schon um die Mühe, die in der Fertigung steckt. Dabei habe ich sogar schonmal ein Lätzchen bestickt (Siehe meinen Post vom 24.04.3017). Ich hoffe ja, dass uns die Lätzchen ein bisschen Länger begleiten werden. Immerhin wachsen die Kleinen aus ihnen nicht ganz so schnell heraus wie aus so manchem Kleidungsstück.
Am Ende bin ich vom Ergebnis positiv überrascht:
Es sind wirklich schöne einzigartige Lätzchen aus einem ausrangierten Handtuch geworden.