Baldachin für den Kindergarten nähen

Die Betreuerinnen im Kindergarten meines Sohnes wissen, dass ich nähen kann und ich hatte Ihnen angeboten, dass wenn Sie mal Etwas genäht haben möchten, Sie auf mich zukommen können. Einige Zeit später wurde ich gefragt, ob ich nicht eine Art Himmelszelt, also einen Baldachin für die Gruppe nähen könnte?
Ich fand das eine spannende Aufgabe, hatte ich bis dahin noch nie das Wort „Baldachin“ gehört, einen gesehen, geschweige denn so etwas mal genäht.

Ich habe die Herausforderung angenommen und hatte zuerst ein mulmiges Gefühl dabei: Ich hatte keine Ahnung wie man so etwas macht und wollte die Erwartungen nicht entäuschen. Den Stoff für den Baldachin hatten die Erzieherinnen schon besorgt und mir zusammen mit einem Reifen für die Aufhängung gleich mitgegeben.
Der Gardinenstoff ist rot mit orangenen und weinroten Streifen und dünnen senfgelben Akzenten um die Streifen herum. Eine schöne warme Farbpalette, da finden sich sicher passende Ergänzungsstoffe.
Ich hatte also die Materialien und ging auf Suche nach Kombinationsstoffen. Schließlich muss ich ja erstmal meinen Bestand prüfen 🙂

Ich fand schnell passende Ergänzungsstoffe in meinen Stoffkisten und kramte zur Sicherheit auch noch in den Stoffkisten meiner Mama. Bei Ihr fand ich den schönen senffarbenen Sternenstoff.
Nun fehlte mir noch eine Anleitung und am Besten auch ein Schnittmuster, wie ich das Ganze nähen kann, so dass es am Ende auch schön aussieht.
Also ging ich im Internet auf Suche und fand recht schnell ein paar Anregungen. Besonders gut gefiel mir die Umsetzung von „stehsternchen„. Auf der Seite ist auch eine genaue Schritt-für-Schritt Anleitung beschrieben. Perfekt!

Mir gefällt die Idee, das Dach aus dem senfgelben Sternchenstoff zu nähen und die Dreiecks-Deko-Borte in gelb. Dazu benötige ich noch Bändel für die Aufhängung des Reifens im Inneren und oben am Dach zum Anbinden an einen Haken in der Decke. Für die Bändel nehme ich den weinroten Satinstoff, wie Ihr ihn oben rechts auf dem Foto sehen könnt.

Nun kann es endlich los gehen!
Der Reifen für die innere Aufhängung hat einen Durchmesser von 65cm und einen Umfang von 204cm.
Alle Teile des Baldachins müssen am Ende auf diesen Umfang kommen, damit ich es zusammen nähen kann und es um den Reifen passt.

Das Dach

Das Dach besteht aus 8 spitzzulaufenden Dreiecken, die ich an den langen Seiten etwas eingekurvt habe, damit sich das Dach später schön nach oben wölbt. Die lange Seite des Dreiecks ist 52,5cm lang.
Die Dreiecksbasis ist: 204cm Umfang / 8 Dreiecke = 25,5cm breit. Das Dach soll nach Möglichkeit nach oben hin zulaufen, d.h. es muss im Durchmesser breiter sein als der Reifen. Ich habe eine Länge von 50,5cm gewählt. Da mein Sternenstoff nur 50cm breit ist un dieser hierfür reichen soll.
Nachdem ich mir für die Dreiecke des Dachs eine Schablone gefertigt habe (Siehe Foto unten), konnte ich mit dem Zuschneiden beginnen. Von den 8 Dreiecken habe ich zuerst jeweils 4 zusammen genäht, so dass ich zwei Dachhälften habe. Dies ist wichtig, um später ordentlich die Bändel für die Anbringung an einem Haken in der Decke einnähen zu können.

Die Dreiecks-Deko-Borte

Für ein symmetrisches Bild der Borte brauche ich eine gerade Zahl für die Anzahl der Zacken. bei 204cm Gesamtumfang ist 12 ein guter Teiler. Also sollen es 12 Zacken werden. Die Breite jedes einzelnen Zacken ergibt sich aus:
Umfang 204cm / 12 Zacken = 17cm
Meine Zacken-Schablone (Siehe Foto oben) besteht also aus einem 17x17cm großen Quadrat und einem angesetzten Dreieck mit einer Höhe von 8,5cm und zwei mal der Seitenlänge von 12,5cm.
Da mein Stoff nicht 204cm breit liegt, sondern maximal 1,40cm musste ich die Dreiecksborte in zwei Teilen (à 6 Zacken) zuschneiden. Hierzu habe ich die Umrisse meiner Schablone mit Kreide auf den Stoff gemalt und noch 5 weitere Zacken nebeneinander aufgemalt (da ich nicht jeden Zacken einzeln nähen will) und in einem zugeschnitten. Insgesamt brauche ich also 4 Stoffteile mit jeweils 6 Zacken: 2 für die Vorderseite und 2 für die Rückseite zum verstürzen.
Zuerst nähe ich jeweils die beiden Vorder- und Rückteile an den Seiten und anschließend alles rechts auf rechts zusammen. Danach wird es umgeschlagen, in Form gebügelt und knappkantig abgesteppt. Damit ist die Dreiecksborte fertig

Die Bändel für die Aufhängung

Da das Dach aus 8 Dreiecken besteht, dachte ich mir es bietet sich an, an der Unterseite der Dreiecke, jeweils an den Ecken, Bändel anzubringen. Damit ein Anbinden um den Reifen möglich ist. Für ein Zusammenbinden brauche ich jeweils 2 Bändel, macht bei 8 Dreiecken also 16 Bändel.
Für jeden Bändel habe ich ein Rechteck (20 x 5cm) zugeschnitten. Die lange Seite rechts auf rechts zusammen nähen und an der schmalen Seite die Naht spitz auslaufen lassen. Die andere schmale Seite gegenüber wird zum Wenden offen gelassen. Anschließend wird jeder Bändel gewendet, gebügelt und optional nochmal knappkantig abgesteppt (Siehe Foto unten).
Danach wird jeweils ein Paar Bändel auf der Stoffinnenseite (auf links) nach innen zeigend angenäht. So sind sie für später schon mal fixiert.
Die kleinen Details, wie die Bändel, sind auch hier wieder die meiste Arbeit. Zumindest bisher 😉

Für die Aufhängung oben (um das Dach an einem Haken in der Decke anbringen zu können) habe ich ebenfalls 2 Bändel (40 x 10cm) nach dem gleichen Schema wie die kleinen Bändel genäht.
Diese habe ich in die Mitte der beiden Dachhälften (rechts auf rechts) eingenäht.

Anfertigung der Bendel für die Aufhängung

Damit sind das Dach, inklusive Bändel zur Anbringung, und die Dreiecks-Deko-Borte fertig. Nun kommt der rote Gardinenstoff mit den Streifen zum Einsatz.
Der Stoff liegt doppelt auf einer großen Rolle, ca. 2,80m lang. Ursprünglich habe ich davon ca 3,0m abgeschnitten, weil ich dachte die lassen sich schön in Falten gelegt gut um den Reifen mit dem Umfang von 204cm legen. Das sah auch echt schön aus und lies sich gut nähen.

Der Blick unter den Baldachin zeigt die Anbindung an den Reif mit den selbst genähten Bändeln

Im Ergebnis war das jedoch ein sehr eng gefasster Baldachin, der den Kindern im Kindergarten nicht genug Platz darunter bot. Man fragte mich daher vorsichtig, ob ich den Baldachin nicht im Umfang verbreitern könnte?
Ich spazierte das nächste Mal mit Maßband in den Kindergarten und wir haben gemeinsam die Ecke ausgemessen, die der Baldachin abdecken sollte. Dabei kamen wir auf eine Breite von ca 7m. Außerdem stellte ich dabei fest, dass der Baldachin auch ein gutes Stück zu lang war. Ich fragte daher, ob ich ihn, wenn ich ihn schon auftrenne und anpasse, auch gleich kürzen soll? Die Idee fanden Sie gut und nach Messung stand fest der Baldachin muss um 70cm gekürzt werden.
Über die Sommerschließung des Kindergartens hatte ich also die Aufgabe den Baldachin aufzutrennen, zumindest die Hauptnaht, die alle 3 Teile zusammen hält: Das Dach, die Dekoborte und die herab hängende Gardine.
Ausgerechnet diese Naht hatte ich extra doppelt genäht um sicher zu gehen, dass sie auch halten wird. Ich habe also ca. 2,5 Stunden allein mit Auftrennen verbracht. Und Auftrennen macht mir überhaupt keinen Spaß. 🙁
An das 3m breite Gardinenstück habe ich also noch mal 4m angesetz und die Länge von 2,80m auf 2,10m gekürzt.
Nun bestand die Schwierigkeit darin 7m Stoff auf 2m Umfang von dem Reif zusammen zu raffen. Das war wirklich mühsam. Ich habe also einen langen Gradstich am oberen Rand über die 7m Breite genäht und anschließend durch ziehen an einem Fadenende alles Stück für Stück zusammen gekräuselt. Dafür hab ich fast 2 Stunden benötigt. Es war einfach unheimlich viel Stoff und ständig musste ich aufpassen, dass mir der Faden nicht abreißt. Dazu war es sommerlich warm und ich schwitzte enorm unter der Menge Stoff. Ich war also wirklich erleichtert als ich damit fertig war und ich endlich meine Dreiecks-Deko-Borte links auf rechts auf den Baldachin stecken konnte. Das hab ich erstmal mit einer Naht ringsherum fixiert, bevor ich rechts auf rechts das Dach an die Gardine mit Borte nähte. Meine Nähmaschine hatte Ihre Arbeit diese drei Schichten aus Stoff und dicht gekräuselter Gardine zu nähen. Insgesamt habe ich für die Änderungen (Auftrennen, um 4m verbreitern und 70cm kürzen und alles neu zusammennähen) ca 5 Stunden gebraucht.
Ich hoffe wirklich dass das die Mühe wert war und es nun passt.

Am nächsten Tag hab ich den geänderten Baldachin wieder mit in den Kindergarten genommen und den Erzieherinnen übergeben. Sie haben sich gefreut und bedankt. Ich war einfach nur sehr gespannt ob es nun passen würde. Denn nochmal auftrennen will ich das Ganze (eine Stoffbahn von 7m) auf keinen Fall.
Tags darauf hing der Baldachin in der Gruppe und was soll ich sagen? Es passt perfekt! Ich durfte auch ein Foto davon machen und kann es Euch daher hier zeigen.

Der fertige Baldachin hängt im Kindergarten

Die Erzieherinnen haben sich auch sehr gefreut und meinten nun passt es perfekt. Sehr schön, so sollte es sein 🙂
Ich freue mich sehr darüber, dass mir das gelungen ist und bin auch stolz auf mich. Als Dankeschön haben Sie mir Blumen und Pralinen geschenkt. Das hat mich wirklich überrascht und zusätzlich gefreut, denn ich hatte es ja von mir aus angeboten und bin an der Aufgabe auch gewachsen.

Vielen lieben Dank

Dankeschön für meine Arbeit am Baldachin

LizMel

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